Ötztaler Radmarathon, 227 km, 5500 HM, das sind die Fakten. Mein Weg zurück und das Ziel in greifbarer Nähe. Die Vorbereitungen mit Imster RM, Engadiner RM und Arlberg Giro, sowie einen professionellen Trainingsplan, aber auch der Verzicht auf alle anderen Hobby´s bzw Sportarten war optimal. Drei Tage vor dem Start gab es noch die letzten Anweisungen von meinen Trainern, wie ich nun das Rennen angehe. Der Samstag vor dem Tag X war sehr interessant, ich war nicht nervös, aber brennte regelrecht und konnte es nicht mehr erwarten. Dann war es endlich soweit, Sonntag 28.08.2022, 06:30 Uhr, Startschuss in Sölden. Auf der B186 ging es Lenker an Lenker im großen Feld mit hoher Geschwindigkeit nach Oetz. Viele bezeichnen diesen Abschnitt als erste Crux und das richtige Rennen beginnt erst ab dem Kreisverkehr in Oetz, ein Nadelöhr. Wie geplant ging es für mich mit hohen Tempo nach Kühtai, wobei ich sicherlich meine persönliche Bestmarke auf dieser Strecke aufstellte. In Kühtai wartete bereits mein Kumpl Simon Baumann, welcher dort mein Trikot mit den notwendigen Kohlenhydraten für die gesamten Strecke vollstopfte. Bei der Abfahrt im Sellraintal ging es weiter heiß her, wobei das Garmin schon Geschwindigkeiten 100+ aufzeichnete. In Sellrain wurde der Abfahrtmodus durch die Umfahrung auf der steilen Rampe zur Eisbrücke und weiter über Axams nach Kematen rasant gestoppt. Durch Innsbruck und das Wipptal weiter auf den Brenner. Jeder weiß, der Brenner zerrt uuunnd zerrt. Dort heißt es Zähne zusammenbeißen und versuchen das Tempo zu halten. Am Brenner kurz bei der Labestation angehalten und weiter in schneller Fahrt nach Sterzing, wo bereits die nächste kurze Rampe wartete, bevor es zur nächsten Prüfung auf den Jaufenpass ging. So im Nachhinein denk ich mir gerade, bei der gesamten Runde einmal locker dahin radeln, das spielt sich nicht, das ist nicht drinnen. Wie geplant, versuchte ich die geplante Leistung auf den Jaufen zu halten, was mir recht gut gelang. Auf der Passhöhe die letzte Banane und in einer 40ig Minuten Abfahrt nach St Leonhard im Passeir. Dort war es für mich äußerst schwierig wieder meine Frequenz zu finden und die „Watt“ waren im Keller. Nachdem mich einige Fahrer überholten, besann ich mich auf die Worte meines Trainers „Fahr DEIN Rhythmus, fahr dein Tempo, schaue nicht auf Andere“. So konnte ich mich wieder fokussieren und meinen Rhythmus finden. Ja, der Timml, was gibt’s dazu zu sagen, Elends lange, viel Höhenmeter und ein unbändiger Kampf mit Körper und Geist. Der Kampf beginnt in St Leonhard und endet beim dunklen Tunnel vor der Passhöhe. In dieser Zeit kommen dir Zweifel, viele „Tiefs“, wenige „Hochs“. Ich konnte mich mit den Worten „Bleib dran, dranbleiben, aber nit überziehen!“ auf Kurs halten und so meine geplante Leistung mehr oder weniger abzurufen. Auf der Passhöhe dann die Erlösung und die Gewissheit, die Zeit passt und es sind noch „Körner“ vorhanden. Nun ging es Vollgas vom Timml in die Senke wo der letzte Anstieg zur Mautstation wartete. Dieser war kein Problem und die Abfahrt nach Sölden fast ein Genuss. In Sölden konnte ich meine Leistung noch erhöhen und mich von meiner Gruppe absetzen. Im Ziel, die Arme hoch, ein Gefühl sondergleichen, welches heute noch anhält.
Dr Markus Kopriva, Dr Peter Leo, Mag Armin Wierer, meine Familie, der Polizeisportverein Tirol … Danke. Ich war stolz mit den Farben des PSV zu fahren.
Wilhelm AUER
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